Delbrück/Höxter. Was hat das alles mit mir zu tun? Diese Frage stand über zwei spannenden Projekttagen, die vor den Sommerferien von Lena Wiele, Bildungsreferentin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., an der Realschule Höxter und am Gymnasium Delbrück durchgeführt wurden.
Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit Denkmalen und lokaler Erinnerungskultur – Themen, die auf den ersten Blick fern scheinen, dann aber ganz nah kommen. Denn oft liegen die Spuren der Vergangenheit direkt vor der eigenen Haustür.
Die Siebtklässler und Siebtklässlerinnen der Realschule Höxter begaben sich mit viel Entdeckerfreude auf digitale Spurensuche: Mit iPads und der App „Actionbound“ erkundeten sie eigenständig die Kriegsgräberstätten auf dem Friedhof am Wall – direkt neben ihrer Schule. Im Klassenzimmer hatten sie sich zuvor mit verschiedenen Denkmalen und der Geschichte der Weltkriege beschäftigt. Auf dem Friedhof begegneten ihnen dann echte Namen, echte Gräber, echte Schicksale – so wird Geschichte aus dem Schulbuch in das eigene Leben geholt.
Auch die Schülerinnen und Schüler aus dem neunten Jahrgang des Gymnasiums Delbrück zeigten sich überrascht: Vielen war gar nicht bewusst, dass sich auf dem lokalen Friedhof über 30 Gräber von Kriegstoten befinden. Dabei handelt es sich nicht nur um deutsche Soldaten. Auch Zwangsarbeitskräfte aus Osteuropa und zwei Kriegsgefangene haben auf dem Delbrücker Gemeindefriedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Bei einem Denkmalspaziergang durch den Ort entdeckten sie bekannte Orte neu und entwickelten ein Gespür dafür, wie vielfältig Erinnerung im öffentlichen Raum sichtbar wird. Wer wird erinnert – und wer vielleicht nicht?
Beide Gruppen setzten sich außerdem mit der Arbeit des Volksbundes auseinander. Die Arbeit des Vereins war den meisten bis dahin unbekannt – umso größer war das Erstaunen, dass der Volksbund noch heute weltweit aktiv ist, Schicksale klärt und Kriegsgräberstätten in über 40 Ländern pflegt. So wurde deutlich: Geschichte ist nicht abgeschlossen, sondern wirkt in unsere Gegenwart und Zukunft weiter.
Die Projekttage machten erfahrbar, wie lokal Geschichte sein kann – und wie spannend es ist, selbst auf Spurensuche zu gehen. „Ich bin immer wieder begeistert, wie engagiert und interessiert die Schüler und Schülerinnen sich mit den Themen auseinandersetzen“, so Lena Wiele.
Text und Bilder: Lena Wiele